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Windstärke 17

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Ida hat nichts bei sich außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook, als sie ihr Zuhause verlässt. Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel. Und trifft schließlich auf Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer, und seine Frau Marianne, die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Zu dritt frühstücken sie jeden Morgen Aufbackbrötchen, den Tag verbringt Ida dann mit Marianne, sie walken gemeinsam durch den Wald oder spielen SkipBo, abends arbeitet Ida mit Knut in der »Robbe«. Und sie lernt Leif kennen, der ähnlich versehrt ist wie sie, aber vielleicht tun sie einander ja ganz gut. Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, wärmer, erträglicher in Idas Leben. Doch dann erfährt sie, dass Marianne schwer krank ist, und der Schmerz bricht sich wieder Bahn.

256 pages, Kindle Edition

First published May 15, 2024

483 people are currently reading
12.3k people want to read

About the author

Caroline Wahl

4 books740 followers
Caroline Wahl (born 1995 in Mainz) is a German author. Her debut novel, 22 Bahnen, was published in April 2023 by DuMont Buchverlag. After her school days, she studied German studies and German literature in Tübingen and Berlin. After that and among other things, she worked as a publishing assistant of the Diogenes Verlag in Zürich. Her love of the sea led her to Northern Germany in 2022 where she worked for a communications agency in Rostock. Since the success of her debut novel, she lives as an independent author in the Hansestadt.

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Community Reviews

5 stars
9,088 (55%)
4 stars
5,143 (31%)
3 stars
1,787 (10%)
2 stars
310 (1%)
1 star
53 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 1,308 reviews
Profile Image for le.lyssa.
141 reviews342 followers
May 15, 2024
Ich habe »22 Bahnen« schon abgöttisch geliebt und war total beeindruckt von dem verträumten und kurzweiligen Schreibstil von Caro, aber »Windstärke 17« hat ihren Debütroman sowas von in den Schatten gestellt.

Die herzzerbrechende Geschichte von Ida tut so weh, fügt aber alle zerbrochenen Teile wieder zusammen. Wie kann es sein, dass ein Buch so viele tolle Charaktere hat, von denen man gar nicht genug bekommen kann. Marianne, Knut, Ida, Leif…
Ida Geschichte ist viel düsterer, als die von Tilda. Sie entwickelt sich im Laufe des Buches so gut, auch wenn die Heilung nicht linear geschieht. Auf mich wirkt Tilda im Nachhinein viel kühler und distanzierter als Ida, aber ich finde es wichtig zu erwähnen, dass Tilda niemals wie Ida hätte sein können, denn dann wären beide untergegangen.

Ein absolutes Meisterwerk, dass jeder gelesen haben muss! 5🌟 (@caro: du bist uns ein Buch zu Leif schuldig)
Profile Image for justmiaslife.
320 reviews316 followers
August 29, 2024
Steht Band 1 in nichts nach - hat mir stellenweise sogar noch besser gefallen 🥹 Ganz ganz viel Liebe für Ida!
Profile Image for Hens Books.
121 reviews19 followers
August 25, 2024
Hypetrain, fahr weiter! Ich komme nicht mit.

„Windstärke 17“ erzählt die Geschichte von Tilda und Ida weiter und knüpft damit an „22 Bahnen“ an. Nun liegt der Fokus aber auf der adoleszenten Ida. Die alkoholkranke Mutter ist mittlerweile verstorben und Ida flieht, vor ihren Gefühlen, vor ihrer Vergangenheit, vor den Verpflichtungen, die mit dem Tod der Mutter einhergehen… Ida steigt in den Zug, zu Tilda, die mittlerweile mit ihrer Familie in Hamburg lebt. Doch in Hamburg bleibt sie sitzen und landet schließlich auf Rügen, wo sie ankommt menschlich und emotional. Doch auch da hält das Leben wieder Schicksalsschläge für sie bereit…

Zunächst einmal hat „Windstärke 17“ nichts Besonderes: Eine adoleszente Figur, die vor ihren Gefühlen davonläuft, und klar, in Richtung Meer. Inhaltlich wird es dann so unrealistisch kitschig, dass es schon wehtut. Sofort findet Ida ein älteres Paar, dass sie, die Fremde, ganz herzlich, wie eine eigene Tochter, aufnimmt. Jeden Tag gibt’s ein wunderbar duftendes Frühstück und frische Blumen im Gästezimmer. Na klar! Dann kommt auch noch ein Surfer-Dude vorbei, der nebenbei noch ein bekannter DJ ist, der sich natürlich in Ida verliebt und umgekehrt auch. Logisch! Rügen ist das Land deiner Träume. Ganz so harmonisch kann es dann doch nicht bleiben. Eine Prise Alkoholismus? Ach nee das hatten wir ja schon. Ok, dann Krebs. Und los. Ein paar Dr. Google-Auszüge Copy-Paste und schon fühlt man sich wieder etwas unwohler.

So dürftig ist es auch auf sprachlicher Ebene: Immer wieder der „Wutklumpen“, der Idas Seelenleben transportieren soll. Die „Meerjungfrau“, als die Ida sich fühlt, weil sie natürlich viel schwimmt. „Der schlechte Hollywood-Film“, als das sich das Buch selbst entpuppt. Die verknappte Jugendsprache. Wenn wir gerade schon dabei sind: Cringe! „4-7-8, so könnte auch ein Haftbefehl-Track beginnen“… Himmel!

Ein richtig gewolltes Buch für die derzeitige Popkultur. Sicherlich haben viele darauf gewartet, Ida und Tilda wiederzubegegnen. Ich gebs zu: ich auch. Nun bereue ich es. Meinen Geschmack hat es radikal verfehlt. Caroline Wahl hat sich aus meiner Sicht nicht weiterentwickelt.
Zwei Sterne gibt’s dafür, dass man es wirklich gut in einem Rutsch durchlesen kann. Ein leichter Snack mit schleimig, bitterem Nachgeschmack.
Profile Image for leoliest.
16 reviews6 followers
August 13, 2024
Die Person Ida wurde doch so gut angelegt und dann wurde hier nichts draus gemacht. Alles Vorherige wurde im Rausch des zweiten Buches nicht genutzt. Selten war ich so enttäuscht von einer Geschichte. Von 22 Bahnen war ich (nicht übermäßig begeistert, da ein wenig zu teenie-mäßig) aber schon ein Fan und musste daher unbedingt wissen, wie es mit Ida weitergeht. Lohnt nicht, da die Ida aus dem zweiten Teil nichts, aber auch gar nichts, mit der detailreichen, tiefgründigen, und stets bedachten Ida aus dem ersten Band zu tun hat. Auch deren vorherige Eloquenz muss gelitten haben, da nun ihr (größtenteils englischsprachiger) Wortschatz anscheinend nur noch Adjektive mit dem Prefix „scheiß-“ kennt. Auf keinen Fall kann dieses Buch ein Lektorat erfahren haben. In einer Deutschklausur würde der Folgefehler der Redundanz irgendwann den ganzen Rand ausfüllen. Brüllen brüllen brüllen. Ich hätte von Anfang an zählen sollen (man konnte es alleine auf jeder dritten Seite mindestens 5x finden), aber das Wort „brüllen“ wurde derart inflationär eingesetzt, dass ich irgendwann laut lachen musste vor Entsetzen. Mein Kopf brüllte. In meinem Kopf brüllte es. Das Meer brüllte. Alles hat gebrüllt. Wie wärs mit denken, sagen, schreien, rufen, toben, ausrufen, dröhnen? Stellenweise wirklich direkt hintereinander, brüllte, brüllen, brüllte. Eine derart hochtrabende, gewollt metaphorische, und gleichzeitig nichtsaussagende Sprache. Dem Buch hat es absolut an Tiefe gemangelt, alle - wirklich toll und mühsam aufgebauten - Details aus dem ersten Buch waren komplett vergessen worden. Beispielsweise Idas Charakter: Ihr Zugang und ihr Einsatz von Kunst und den Figuren die sie kreierte war im ersten Buch so besonders; im zweiten Buch, aus dem Nichts, ist sie dann aber einfach Schriftstellerin. Man bekommt als Leser davon nie was zu sehen und auch der Kontakt zu Tilda (der vorher ihr Lebenselixier war) bricht vollständig ab und diese kommt gar nicht mehr wirklich vor. Ida hat absolut keine Persönlichkeitsmerkmale außer Rauchen, Drogen, exorbitanter Verwendung von Anglizismen (und wenn ich das sage, muss es wirklich zu viel sein) und erfährt 1:1 die exakt identische Liebesgeschichte wie Tilda in Buch 1. Man weiß von Seite 1 an, mit wem sie zusammen kommt, man hat dieses Mal den stylischen Stüssy-Träger statt Carhartt-Enthusiasten (Buch 1) der offensichtlich Range Rover fährt und natürlich weltbekannter DJ ist (aber auf Rügen lebt und nicht arbeiten muss). Dieses gesamte Marken-Erwähnen hat mich schier wahnsinnig gemacht. Es ist keine Windjacke, es ist eine Helly-Hansen-Jacke. Er trägt nicht einmal sondern hundertmal Carhartt und Stüssy (und natürlich weiß ich genau welcher Typ Mann damit gemeint ist, vermutlich der Typ Mann der der Autorin zusagt) und sie kuschelt sich nicht in seinen Pullover sondern in seinen Stüssy-Pullover. Hä? In welcher Welt ist das jetzt relevant für mich? Warum wird dieser Schwerpunkt gesetzt? Es zerstört eher die Barriere die man zur echten Welt aufbauen möchte, indem man liest - zumindest tut es das, wenn es derart extrem verwendet wird. Es ist so unnötig dieses berlinerische Branding zu betreiben und damit auch alle Klischees zu bedienen; sei es mit den Drogen oder der Sprache, die wirklich verhindert, dass dieses Buch generationsübergreifend gelesen werden kann (und das sage ich als Gen-Z, die so spricht aber deswegen nicht auch so lesen möchte). Mit Wörtern wie "creepy", "aka" (statt alias), "rant", "checken" (sag doch einfach mal verstehen), "chill mal" u. Ä. verbaut sich die Autorin auch eine Menge potentielles Publikum und schwächt ihre Eloquenz und ihr Ausdrucksvermögen bzw. die Qualität dessen. Die gesamte Sprache hat unter dem Drang, sie möglichst aktuell zu gestalten, gelitten. Mein persönliches Highlight: Die Tasten meines MacBooks brüllten mich an. Heidewitzka. Ich könnte noch seitenweise weiter „ranten" so unangenehm war dieses Buch geschrieben und so weit entfernt vom ersten Teil hat es sich befunden. Ich glaube die Autorin hat wirklich alle Klischees die sie ja auch selbst erfüllt (Mikropony - dieses verspottet sie ja auch in Teil 1 - Literatur in Berlin, Drogen etc.) in Ida gesteckt und sich absolut keine Gedanken mehr zu der vorhergehenden Charakterkonstruktion gemacht. Weder Mariannes Geschichte wird aufgeklärt (und ihre Erkrankung fügt absolut nichts aber auch gar nichts zur Geschichte bei), noch gibt es eine Konfliktlösung mit Tilda oder ein aufklärendes Moment mit der Mutter ... letztendlich bezieht sich alles auf Leif (so heißt der Range Rover-fahrende DJ, kein Witz) der natürlich mal wieder der rettende Prinz ist, genau wie zuvor Viktor bei Tilda, die keinerlei Rettung benötigte. Die weiblichen Hauptcharaktere werden damit so geschwächt und die eigentliche Story zu reduziert, wenn die Auflösung immer der Kerl ist. Dass auch die Liebesgeschichte exakt identisch war wirkte einfach nur faul und repetitiv. Ich habe mich (durch die einfache Sprache sehr schnell) durch dieses zusammenhangslose Werk gequält und kann nicht glauben wie so etwas veröffentlicht werden konnte. Zuletzt hat sie sich à-la Sally Rooney (die ich mag) auch von diversen Satzzeichen verabschiedet, was leider die enorm hohe Quote an „Ich“-Satzanfängen nur noch mehr unterstrichen hat. Sie hatte noch teilweise ihre Momente mit tollen Sätzen, diese waren jedoch in Teil 1 viel häufiger zu finden und der Satzbau hat mich besondere Beschreibungen vermissen lassen. So vieles wurde aufgebaut ohne dem nachzugehen: Wozu die Storyline mit Leifs Opa? Wozu (den carhartt-tragenden) Jasper und Mandys eisige Art? Was steckte dahinter? Alles, was endlich mal Tiefgang geboten hätte, wurde nicht weiter verfolgt; stattdessen wurden lieber seitenweise Klamotten beschrieben oder lyrische Versuche oder Gedankengänge gestartet, die leider eher banal als neu oder interessant waren. Am meisten Persönlichkeit hatte zuletzt Knut, alles andere waren oberflächliche Figuren. Wirkt alles sehr überstürzt, mit wenig Tiefgang, und zu gewollt „quirky“. Schade!
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Sarah Sophie.
248 reviews252 followers
May 20, 2024
An sich hat mir die Geschichte von Ida gefallen, aber ich habe etwas Tiefe vermisst und mir ging die Schreibweise auf den Keks. Wörtliche Rede ohne Anführungszeichen und ständig „ich:“

Ich mochte Marianne und Knut sehr. Sie haben Idas Not gesehen und sich so rührend um diese verzweifelte junge Frau gekümmert. Dass auch in diesem Wohlfühlort nicht alles Gold ist, was glänzt, kann man sich ja auch schon denken.
Ida fängt langsam an zu heilen und findet neue Kraft ihre Perspektive wieder zu öffnen und den Blick von sich selbst auch wieder auf andere Menschen zu richten.
Gerne hätte ich die offenen Enden und Fragen noch beantwortet bekommen, aber vielleicht ist diese Geschichte ja auch noch nicht auserzählt. :-)
Profile Image for booknator.
144 reviews189 followers
January 4, 2025
Hab’s gerade in einem Rutsch bis zwei Uhr nachts inhaliert. Konnte es nicht mal bei Goodreads zum „Currently Reading“ hinzufügen; da war ich schon durch.

Hab gelacht (ich lache nie bei Büchern und schon gar nicht laut auf), gegrübelt, an die Decke gestarrt und nein nein nein gedacht, Ida’s Gedanken gelauscht, mich nach Rügen in die Ostsee geträumt, Elfer raus gespielt & ein paar mal hat es sogar geregnet. Aber nur kurz.

Band 1 war schon so grandios, ich hätte nicht erwartet, dass Band 2 noch grandioser sein kann.

Kino für den Kopf, Pflaster für die Seele & ein Highlight für dieses noch junge Lesejahr.
Profile Image for Alexander Carmele.
395 reviews236 followers
July 15, 2024
Wutbrausend, heimatlos an der Ostsee, zwischen allen Stühlen, einem neuen Ich entgegen.

Inhalt: 2/5 Sterne (Trauerbewältigung)
Form: 3/5 Sterne (neue, heftige Kurzsprache)
Komposition: 2/5 Sterne (zufriedenstellend vorhersehbar)
Leseerlebnis: 4/5 Sterne (Kitsch und authentische Emphase)


Caroline Wahls zweiter Roman, nach 22 Bahnen, hat wiederum eine Zahl im Titel und heißt Windstärke 17. Handelte der erste Roman von Tilda, die sich um die jüngere Schwester Ida und ihre alkoholsüchtige Mutter kümmert und ihre ersten Schritte in Richtung Freiheit unternimmt, so nimmt der zweite Idas Jungerwachsenenzeit in Augenschein, nachdem die Mutter an einer Überdosis Schlaftabletten verstorben ist:

Während ich die Fröhlichstraße entlanglaufe, google ich, was »Arschloch« auf Norwegisch heißt: Drittsekk. Dann google ich »Entrümpelung«, vor allem weil ich den Blicken in den Fenstern nicht begegnen möchte. Den Blicken der Drittsekker, die sich das Maul zerreißen über die Tochter der toten Alkoholikerin aus dem traurigen Haus, die viel zu leicht bekleidet, in einem kurzen Rock, einer pinken Lederjacke und mit einer großen schwarzen Sonnenbrille trotz des grauen Himmels, einen kaputten, alten marineblauen Koffer hinter sich herzerrt und auf ihrem Handy herumtippt, anstatt freundlich zu grüßen. Immer am Handy, diese Generation.

Caroline Wahl schreibt unverblümt, direkte, in Jungsprech, aber so konsequent und vehement, dass die Einfachheit, Schnellheit, Ungekünsteltheit Nähe zur Figur erzeugt, authentische Szenen erleben lässt, die hier und da in den Kitsch prallen, aber nur umso schneller wieder Fahrt aufzunehmen, hin in eine Richtung, in der nicht alles Schrott, kaputt, tot ist. Ida trägt ihr Los bemerkenswert. Dass sie lamentiert, versteht sich von selbst. Sie hat viele Gründe zu lamentieren. Ihre Mutter hat sich vor ihren Augen tot gesoffen, und bei den neu gefundenen Freunden auf Rügen scheint auch nicht alles in Butter zu sein.

[Mama] bleibt im Türrahmen stehen, während ich »egalegalegalegal« schreibe. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie sich umdreht und die Tür schließt. Wie sie sich umdrehte und die Tür schloss. Ich hasse mich für dieses »Egal«. Ich hasse mich, ich hasse sie, und ich hasse alles. Sie wusste, als sie an diesem frühlingshaften Dienstag an meine Tür klopfte, dass sie gehen wird, und ich wusste es irgendwie auch. Ich habe »fjsodksnd« und »egalegalegalegal« aus dem Dokument gelöscht, »Scheißkuh« dringelassen. Und habe sie gehen lassen.

Wie unfertig, rabiat, obszön und kurz-stenosprachlich auch immer, die Wut trägt den Text, Ida intensiviert die Zeilen, das Auf und Ab rechtfertigt sich von selbst. Es gibt direkte Rede in Anführungszeichen und direkte Rede ohne Anführungszeichen. Die Symbolik verliert sich im Ungefähren. Die Sprache dampft sich zu einem Sparringpartner ein. Sie haut auf die Tasten, spürbar, denn zwischen sich und ihrer Welt bleibt eine Lücke. Sie sieht sich, entfernt. Sie beobachtet sich, durch eine Panzerglaswand hindurch:

Wir schauen uns dabei an, und keiner weicht dem Blick des anderen aus, Blickhalten scheint Teil des Fragespiels zu sein. Ich reiße meine sowieso schon großen Augen weit auf, um ihn zu irritieren und um das Spiel zu gewinnen, bei Tilda und Samara hat das immer geklappt. Amüsiert zucken seine Mundwinkel, und seine Nasenflügel flattern. Er rückt mit seinem Gesicht ganz langsam näher, bis sich unsere Nasenspitzen fast berühren. Unsere Nasenspitzen berühren sich.

Caroline Wahl schreibt über Ida in der Ich-Erzählweise, die eine Neuerung beinhaltet und in dieser Neuerung einem Joshua Groß aus Prana Extrem nicht unähnlich wird: sich selbst, seinen Körper, als Avatar seiner Gedanken auffassend. Sie entschließt, die Augen aufzureißen. Sie reißt die Augen auf. Diese minimale Zeitlücke verlängert, mikroskopisch, eine ungewohnte, oft nicht berücksichtigte Zeit zwischen Impuls und Handlung und lässt, ungewöhnlich für Narration, eine Zeitdehnung zu. Einzelne Szenen existieren so stroboskopisch illuminiert. Windstärke 17 schreibt einer neuen Subjektivität entgegen, trotzig, frech, rotzig, heftig, aber aus der Wucht dessen, dass es etwas mitzuteilen gibt.
Profile Image for Nadine Schrott.
618 reviews50 followers
September 6, 2024
Was für ein intensives Leseerlebnis!

Die Geschichte um Ida und Tilda geht weiter....

Der Stil ist derselbe....Caroline Wahl schafft es ohne Schnörkel und in zeitgemäßer Sprache die Gefühlswelt der jungen Ida so direkt und intensiv zu transportieren, dass ich garnicht aufhören wollte mit der Lektüre!

Ein starkes Stück junger, deutscher Literatur!

Absolut lesenswert!
Profile Image for Paulina.
45 reviews4 followers
September 1, 2024
Die ganze Welt dreht sich um Ida

Zumindest kommt es einem so vor wenn man im kopf dieser selbsteingenommenen jungen Frau steckt, die mit einer selbstverständlichkeit nimmt und nimmt und nimmt und nie etwas gibt.

Hab 22 bahnen nicht gelesen und bin direkt mit diesem Buch in die welt von caroline wahl eingestiegen. Wie man an meiner Bewertung (und an den Kommentaren zwischendurch beim lesen) sehen kann hat es mir nicht gefallen.

Ich mag traurige bücher in denen es um den umgang mit dem tod und trauer geht und damit, was das mit menschen macht. Dieses buch behandelt diese Themen, ist aber dermaßen platt und einfallslos geschrieben, klischees jagen einander, der trope der dramatischen jungen frau die vor ihren problemen davon läuft, stur wie sau ist und niemanden an sich ran lässt wurde mal wieder bedient und es kommt zu keinerlei reflexion oder wachstum seitens der protagonistin. die protagonistin ida ist sehr anstrengend und war für mich schwer zu ertragen aber nicht auf ne unlikeable character, schlechter mensch type of way sondern weil sie einfach nicht nachvollziehbar ist. für mich ist sie überhaupt kein dreidimensionaler charakter sondern hat nur den charakterzug: niemand hat es so schwer wie ich.

habe in den anderen rezensionen gelesen sie sei zugänglicher als tilda in 22 bahnen und ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen wie ätzend tilda dann erst gewesen sein muss. Dazu kommt dann noch die unrealistische und kitschige handlung, wie in ner schönen schnulze samstagsabends um viertel nach 8 im ersten. wers mag.
Profile Image for Great-O-Khan.
372 reviews115 followers
July 25, 2024
Als ich gelesen habe, dass es einen neuen Roman von Caroline Wahl gibt, war ich voller Vorfreude. Als ich dann noch gelesen habe, dass es eine Fortsetzung von "22 Bahnen" ist, stieg die Spannung. Hinzu kam aber auch Sorge. Würde der neue Roman die Magie des Debüts eintrüben? Das ist nicht passiert, obwohl "Windstärke 17" für mich an die Klasse des Vorgängers nicht herankommt. Es ist immer noch ein guter Roman, auch wenn er einige Schwächen hat.

Statt Tilda steht diesmal Ida im Mittelpunkt. Tilda und Viktor leben mittlerweile mit zwei Kindern und beruflichem Erfolg in Hamburg. Ida ist zurück geblieben. Irgendwann hat sie ihre tote Mutter in der Wohnung entdeckt. Statt zu Tilda fährt sie an die Ostsee. Auf Rügen lernt sie Leif, Knut und Marianne kennen. Ida muss den Tod ihrer ehemals alkoholkranken Mutter verarbeiten und zu sich selbst finden.

Im Vergleich zu "Paradise Garden" von Elena Fischer, bei dem auch die Verarbeitung des Todes der Mutter im Mittelpunkt steht, werden die Schwächen von "Windstärke 17" deutlich. Durch die Schwere des Ereignisses entsteht bei Letzterem im Gegensatz zu Ersterem eine starke Behäbigkeit in der Erzählung. Das ist vielleicht das künstlerische Konzept. An einer Stelle ist von "einer unheilvollen, komischen Schwere in der Luft" die Rede. Das erreicht mich leider nicht immer. Erst in Teil 4 gibt es eine Wendung, die auch mich schließlich in Gänze kriegt.

Fehler wie beispielsweise die Aussage, dass Leif für die Spex schreibt, die zum Zeitpunkt der Handlung längst eingestellt war, haben mich irritiert und aus der Geschichte rausgebracht. Hier wäre ein besseres Lektorat hilfreich gewesen. Auch sprachlich gibt es diesmal einige holprige Stellen, die man leicht hätte bereinigen können.

Die Atmosphäre mit viel Wald- und Meeresluft und einsilbiger Begrüßung mit "Moin" hat mir aber gut gefallen. Auch das letzte Viertel, in dem es noch einmal zu einer Wendung kommt, die für Ida unbewusst mit dem Tod der Mutter zusammenhängt und ihr eine Chance auf Wiedergutmachung gibt, war dann wieder sehr überzeugend. So sind es dann doch noch 3,5 Sterne geworden, die ich trotz meiner Kritik gerne großzügig auf 4 Sterne aufgerundet habe.
Profile Image for Buchdoktor.
2,219 reviews177 followers
May 14, 2024
Ida, die jüngere Schwester von Tilda aus „‎22 Bahnen“, lässt das Kleinstadt-Schwimmbad als Symbol ihrer gemeinsamen Kindheit hinter sich. Den doch überraschenden Tod ihrer alkoholkranken Mutter hat sie längst nicht verarbeitet, ihr Literaturstudium schleifen lassen. 10 Jahre sind vergangen, seit Tilda zur Promotion nach Hamburg ging; sie hat inzwischen Professur, Mann und Zwillinge. An der Distanz zu Tildas Bemutterung muss die kleine Schwester noch immer arbeiten; Ida will keine Fragen, keine Ratschläge, kein Geld von Tilda. Der am Gleis wartende Zug nach Stralsund scheint in dieser Situation direkt auf Ida gewartet zu haben. Als Schwimmerin könnte sie auf Rügen gleich bei den Lebensrettern einsteigen und im Meer ihre wütende Trauer auspowern. Auch Knut, der Kneipenwirt, und seine Frau Marianne scheinen geradezu auf eine Gasttochter gewartet zu haben. Marianne, die selbst viel zu erzählen hat, macht alles richtig: keine Ratschläge, keine Kritik für eine Besucherin, die jünger ist als ihre eigenen Kinder. Noch immer vergeht für Ida kein Tag ohne Alpträume und Schuldgefühle – und dann ist da Leif, der mit ihr offenbar eine Perle findet. Ida hat seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr geschrieben, eine erneute Bewerbung am Literaturinstitut bisher aufgeschoben. Während sich auf See ein Jahrhundertsturm aufbaut, realisiert Ida, dass sie nicht die Einzige ist, die lernen muss loszulassen.

Fazit
In Caroline Wahls unabhängig von ihrem Debüt zu lesenden Roman über die 20-jährige Ida geht es in unverwechselbarem Sound um Schuld, Trauer, Tod, Krankheit und die Chance eines Neuanfangs.
Profile Image for buchdate.
139 reviews181 followers
July 31, 2024
Ich habe ein kleines bisschen gebraucht, um in Idas Geschichte reinzukommen, aber dann habe ich mir gewünscht, dass sie niemals zu ende geht... 🥺💭

»Windstärke 17« erzählt die Geschichte der kleinen Schwester der Protagonistin aus Band 1.
Idas Geschichte ist wütend und emotional. Als Protagonistin ist sie ganz anders, als man es sich nach Band 1 vielleicht ausgemalt hat - zumindest für mich. Anstatt eingeschüchtert zu sein, ist sie sauer, hemmungslos und voller Selbsthass.
Das Buch zu lesen hat sich oft nicht gut angefühlt, aber nicht, weil es ein schlechtes Buch ist, sondern weil es sich so echt und lebensnah angefühlt hat, dass man in Idas Trauer und Selbsthass gefangen war. Caroline Wahl schreibt so direkt und schonungslos, dass man mit all den Gefühlen von Ida auf eine Weise konfrontiert wird, die einen lange nicht mehr loslässt.

Aber »Windstärke 17« war nicht nur wütend. Die Begegnung mit Leif hat mich beim Lesen so happy gemacht und ich hätte gern noch viel viel mehr von den beiden gelesen ❤️‍🩹

Fazit:
Mit »22 Bahnen« zusammen wirklich eine absolute Herzensempfehlung, was coming of age und contempopary betrifft!
5 ⭐️

(Rezensionsexemplar)
Profile Image for Lisi.
62 reviews1 follower
January 14, 2025
Puhhh… Also 22 Bahnen hatte mir schon nicht so mega gut gefallen, weil ich es sehr klischeehaft fand, aber Windstärke 17 hat dem ganzen wirklich nochmal die Krone aufgesetzt. Erstmal zu den Sachen, die mir gut gefallen haben: ich fand es wirklich schoen, wie die Nordsee Idylle im Haus von Klaus und Marianne beschrieben wurde- mit der Einrichtung, dem Wind, der gegen die Fenster peischt und dem ritualisierten leckeren gemeinsamen Essen und Spielen. Das war sehr gemütlich und schön. Der Rest des Buches kann und will das natuerlich sowieso nicht behaupten. Ich finde es super, wenn mentale Erkrankungen in Büchern besprochen werden und man einen Einblick in Lebenswelten bekommt, die von Schicksalsschlägen getroffen sind- idealerweise fördert das ja ein gesellschaftliches Verständnis… aber Ida hat mich wirklich komplett kalt gelassen. Sie ist so ein Edgelord, behandelt fast alle ihre Mitmenschen wie absolute Scheiße und wird im ganzen Buch nie wirklich mit Konsequenzen davon konfrontiert. Sie fährt ohne es ihrer Schwester zu sagen nach Rügen (mit ihrem Macbook und ihren Airpods drin, während sie aber kein Geld fuer irgendwas anderes hat), kommt dort an & wird … naja warum eigentlich? ohne Bewerbungsgespraech oder besondere Höflichkeit ihrerseits direkt für 16€ die Stunde bei der lokalen Kneipe angestellt. Wo sie im ganzen Buch vlt 3 Mal arbeitet, jedoch nie gefeuert wird. Aber nicht nur das, der Kneipenbesitzer lässt sie dann auch noch mietfrei und unbegrenzt in sein Haus einziehen. Wahrscheinlich wegen einen bad case von empty nest Syndrom, was aber nie näher erklärt wird. Dann trifft sie einen heissen Norddeutschen (WIESO MUESSEN SIE IN DEN BUECHERN IMMER IRGENDWELCHE HEISSE TYPEN TREFFEN- WIESO KANN ES NICHT EIN BUCH SEIN UEBER EINE JUNGE FRAU DIE IHR TRAUMA BEWAELTIGT OHNE VON EINEM MANN GERETTET ZU WERDEN?) und der ist dann natürlich auch noch weltberühmter DJ (so weltberühmt dass er mit Anfang Mitte zwanzig in einem Loft in Hamburg wohnt).

Während er also auf Partys auflegt wo Ida & er sich romantisch einen reinkoksen und sie dann wortlos die Stadt verlassen kann ohne ihm das zu sagen (aber er ist nicht sauer, weil sie ist ja so broken & sexy), hat die neue “Mutter” von Ida dann auch noch Metastasen. Ja, das Leben hält nicht an und nur weil einem einmal Leid widerfahren ist, heißt das nicht, dass sich Leid nicht auch häufen kann. Aber mir scheint es als ob all das Leid in dem Buch versucht, Ida eine Tiefe zu geben, die sie für mich nie erreicht hat. Egal wie viel sie durch den Regen rennt oder nachts voll bekleidet ins Meer springt. Ihr Charakter ist weder likable noch ergibt ihr Verhältnis zu ihren Mitmenschen viel Sinn. Plotpoints aus dem Leben von Leif (“Leben ist gerade schwierig”) oder ihren Leiheltern (Was ist denn jetzt mit deren Tochter?) werden zwar angeteasert (vlt für den nächsten Band), aber dann gar nicht mehr ausgeführt. Das Buch ist wie 22 Bahnen schon wieder eine Art zu sagen, dass je traumatisierter und broken eine junge Frau, desto heißer der Typ (ob nun IT-Genie oder DJ Legende), der sich wegen ihrer komplexen unverarbeiteten Traumata in sie verliebt. Und dann ist eigentlich auch schon ein Happy End in Sicht. Wieso auch mal zur Therapie gehen oder sich tatsächliche Hilfe holen?
Das Buch ist der TraumaPorn einer edgy Studentin, die heisse DJs am Strand bumst und durch ihren mentalen Ballast nur heisser und liebenswerter werden soll. Aber immerhin sprachlich nicht besonders fordernd.
Profile Image for Nilguen.
333 reviews138 followers
February 16, 2025
Ich war schon ein Fan von „22 Bahnen“, dem Debütroman von Caroline Wahl, mit „Windstärke 17“ setzt Wahl die Geschichte der Schwestern Tilda und Ida fort, die für ihr Leben gern schwimmen, um der Realität zu flüchten. Sie kommen nämlich aus einem problematischem Haus mit einer alkoholkranken Mutter. Während wir im Debütroman Tilda‘s Entscheidungen im Leben beiwohnen durften, so kann man in diesem Roman mitverfolgen welchen Weg die jüngere Schwester Ida einschlägt. Sie war nämlich noch bei ihrer Mutter, als diese suizidal verstarb. Ida kann mit diesem schweren schicksalhaften Zustand nicht umgehen und flieht erstmal nach dem Zufallsprinzip nach Rügen. Ida lernt dort Marianne und Knut kennen, die sie wie eine Tochter behandeln. Ida lernt auch Leif kennen, einen ziemlich bekannten DJ, der auch die Abgründe des Drogenkonsums gesehen hat.

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Inwiefern sind Ida und Leif gut für einander? Warum findet Ida keine Zuflucht bei ihrer Schwester Tilda, die ihr Leben im Griff hat?

Dieser Roman ist ein emotionaler Ausdruck einer jungen Frau, die mitten im Leben steht und dessen jede Entscheidung ihre Zukunft formt. Es geht um schwerwiegende Themen wie Depression, Suizid und Krebs. Es geht aber auch um Freundschaft, Liebe und Hoffnung.

Unbedingt lesen!

Vielen Dank an NetGalley für das Leseexemplar! Ich habe diesen Roman mit Windstärke 17 geliebt! 🥰
Profile Image for Amalie.
63 reviews4 followers
November 3, 2024
Dass die Hauptfigur von einem Mann gerettet wird (Sorry für den kleinen aber vorhersehbaren Spoiler) zeigt finde ich, dass Caroline Wahl für die Massen und den schnellen Lesespaß schreibt. Das will ich an sich nicht verurteilen, aber ich finde, auch bei einer großen Zielgruppe kann man aufgeklärter über psychische Krankheiten sprechen und muss nicht die Lovestory als Lösung für alles nutzen, weil es einfach so unrealistisch ist. Ich wünschte, sie würde, wenn sie so viel über die Symptome und Probleme von Ida spricht, ihnen auch im ganzen Buch die Schwere geben, die eigentlich haben müssten. Aber natürlich habe ich auch bei der heteronormativen Lovestory mitgefiebert (ich hab nichts gegen hetero Lovestories, ich wünschte nur dass nicht in beien Büchern genauuuu die gleichen Sachen passieren, sorry).
Auch die Popkultur-Erwähnungen haben meiner Meinung nach dem Buch leider einen etwas zu hohen Cringe-Faktor gegeben.

Naja, der zweite Teil kann nie so gut sein wie der erste, sind wir ehrlich. Ich hab’s trotzdem gerne gelesen, der Insel-Vibe und der Schreibstil passt meiner Meinung nach gut zusammen und ist lieb, und die Charaktere sind auch sehr fein, wenn auch manche etwas flach.
Profile Image for fili.
261 reviews34 followers
May 18, 2024
Und wenn ich "22 Bahnen" bereits als uninspiriert und langweilig empfand... was soll ich dann zu diesem Buch noch sagen? Immerhin ist Ida als Protagonistin etwas zugänglicher als Tilda.

Stilistisch hat sich die Autorin leider auch nicht weiterentwickelt und so finden sich auf knapp 250 Seiten kaum Handlung, dafür aber die gleichen monotonen Dialoge, die meinen Lesefluss bereits in "22 Bahnen" störten. Vermutlich hätten auch die Hälfte der Seiten genügt, wenn man bedenkt, wie oft Ida etwas denkt, nur um den exakten Gedanken danach nochmal auszusprechen.
Profile Image for anni.scha.
30 reviews6 followers
December 4, 2024
Caro Wahl ist meiner Meinung nach als Autorin völlig overrated und muss -vorallem sprachlich- noch einen weiten Weg zurücklegen, wenn sie wirklich irgendwann den Buchpreis gewinnen will.

Windstärke 17 knüpft inhaltlich an ihren Debütroman 22 Bahnen an. Ihr Schreibstil hat sich seit Erscheinen des Erstlings überhaupt nicht weiterentwickelt. Der Plot ist auch vergleichbar, denn erneut wird die äußerst intelligente, aber traumatisierte junge Protagonistin von einem dahergelaufenen, etwas mysteriösen Typ gerettet. Die Handlung spielt diesmal nicht in Süddeutschland, sondern findet in kitschig-konstruierter Idylle auf Rügen statt.

Wahl wirft im Verlauf des Buchs weit mehr Fragen auf, als sie beantwortet (z.B. Zu welchem Zweck erkrankt Marianne an Krebs?). Das lässt mich als Leserin mit dem Eindruck zurück, dass man seitens der Autorin und des Verlags möglichst schnell an den Erfolg von 22 Bahnen anknüpfen wollte, um hohe Umsätze zu generieren. Daher wurde das halbfertige Manuskript nicht annähernd ausreichend lektoriert, sondern direkt an die Druckerei geschickt. Es steht zu befürchten, dass die dürftige Geschichte um Tilda und Ida auch jetzt noch nicht vollständig monetarisiert wurde.

Das mangelhafte Lektorat macht sich auch an der fehlenden sprachlichen Varianz bemerkbar. Gefühlt wechselt sie ständig zwischen den fünf gleichen Verben (Ich dachte, wenn ich noch einmal brüllen lese, brülle ich ebenfalls). Die Dialoge sind monoton gestaltet, ihnen fehlt es wie den Figuren komplett an Substanz.

Das Beste am Buch ist meiner Meinung nach, dass man die rund 250 Seiten schnell durchgelesen hat.
Profile Image for Andrea.
864 reviews40 followers
August 11, 2024
"Das ist mein Leben und nicht deins"
Ida, Tildas kleine Schwester, kennt man als Leser bereits aus "22 Bahnen"
Es sind ungefähr 10 Jahre vergangen und wir erleben Idas Flucht nach Rügen nach dem Tod der Mutter.
Ida und Tilda sind mit bereits im Vorgänger Buch sehr ans Herz gewachsen, umso mehr freue ich mich, die Beiden wieder zu treffen. Idas Geschichte ist deprimierend aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. Schön auch zu erfahren, was mit Tilda weiter geschehen ist, auch wenn sie hier eher eine Randfigur bleibt leider. Ich mag den Schreibstil der Autorin, dieses vorlaute, freche, diese Tiefe der Worte und dabei liest es sich trotzdem so locker leicht. Großartig auch die Beschreibung der Ostsee, man ist mittendrin. Man sollte "22 Bahnen" schon gelesen haben, denn erst dann kann man sich wohl erst so richtig einfühlen in die Charaktere.
Das Ende kam viel zu schnell, ich wäre gerne noch länger bei Ida und bei Tilda geblieben.
Profile Image for Ellinor.
681 reviews338 followers
May 15, 2024
Windstärke 17 setzt über zehn Jahre nach dem Ende von 22 Bahnen ein. Ida ist inzwischen erwachsen, möchte gerne Schriftstellerin werden. Ihre Mutter ist vor ein paar Wochen gestorben. Nun hat Ida die Wohnung gekündigt, sieht sich aber nicht in der Lage, sie auszuräumen und flieht stattdessen, landet auf Rügen. Dort wird sie von Kurt und Marianne aufgenommen. Vor allem zu Marianne entwickelt Ida ein besonderes Verhältnis, sie wird zu einer Art Ersatzmutter. Ida versucht den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten, an dem sie sich zumindest teilweise die Schuld gibt, und findet langsam ins Leben zurück. Doch dann kommt der nächste Schicksalsschlag.
Am Ende des Buches saß ich mit Tränen in den Augen da. Die Geschichte hat mich noch stärker berührt als der Vorgänger. Ich habe so sehr mit Ida mitgefühlt, hätte ihr so gerne geholfen.
Die Idee, für die Fortsetzung die Perspektive zu wechseln und die Story viele Jahre später anzusetzen, finde ich genial. Wir erfahren nebenbei über Tilda, die das von mir so erhoffte Happy End bekommt. Ida tritt aus ihrem Schatten heraus und wird selbstständig. Und obwohl beide Geschichten durch die gemeinsame Mutter verbunden sind, vom Stil her auch ähnlich, sind die Bücher doch so ganz anders, wie auch die beiden Schwestern unterschiedlich sind. Tilda ist - auch bedingt durch ihre erzwungene Mutterrolle - die beständigere, während Ida mehr ausprobiert, mehr riskiert. Sie steht am Rande des Abgrunds. Hätte sie nicht dieses kleine Quäntchen Glück, das manchmal nötig ist, hätte vieles auch anders ausgehen können.
Ich kann nicht sagen, welches der Bücher mir besser gefallen hat, da sie eben so unterschiedlich sind. Was ich aber definitiv sagen kann, ist, dass Caroline Wahl eine unglaublich gute Schriftstellerin ist, von der wir mit Sicherheit noch einiges hören werden!
Profile Image for Armin Klica.
124 reviews24 followers
June 3, 2024
„Das Meer, das so krass wunderschön und gewaltig ist, zeigt mir, dass ich mit meinen Nichtigkeiten ganz klein und egal bin.“
 
Ida ist erwachsen. So erwachsen, dass sie die Kleinstadt unbedingt verlassen will. Sie steht am Bahnhof und nimmt den Zug, der am weitesten wegfährt – nach Rügen. Wie soll es auch anders sein: Dort trifft sie ein nettes Ehepaar, das Ida aufnimmt und bei sich wohnen lässt. Schnell wird klar, dass auch in diesem Haushalt nicht alles rund läuft.
 
Nach „22 Bahnen“ hat die Autorin Caroline Wahl einen weiteren tollen Roman geschrieben.
 
Der Anfang hat mich tatsächlich etwas gelangweilt, weil mich dieser Koffer einfach nicht interessiert hat und ich mich gefragt habe, warum dieser Koffer so wichtig für die Geschichte ist. Trotz des langweiligen Anfangs gewinnt die Geschichte an Fahrt, denn es geht auch um die Mutter, die alkoholsüchtig ist und einen Suizidversuch unternommen hat. Idas Schuldgefühle und Wut formen sich wie eine geballte Faust ins Gesicht. Caroline Wahl schafft es, genau diese rohen Gefühle, die Ida empfindet, authentisch zu skizzieren: Man fühlt mit.
 
Meiner Meinung nach ist es Caroline Wahl gelungen, die schweren Themen wie Trauer, Schuld und Einsamkeit anhand von Ida darzustellen. Vielleicht sind mir persönlich die Dinge etwas zu rasant passiert, wie die Metastasen in Mariannes Körper.
 
Ein Buch, das einen aus einer Leseflaute herausholt. Ein Buch, das dem ersten ähnlich und doch anders ist. Ich habe es gerne gelesen und gehört.
 
„Wie immer nehme ich mir ein Brötchen und frage mich, ob ich es jetzt einfach so wie jeden Morgen mit Butter beschmieren und mit einer Eszet-Schnitte belege,ob vielleicht alles andere auch so bleibt, wie es war, wenn ich es so mache wie jeden Morgen.“
Profile Image for Monemi1986.
191 reviews4 followers
June 14, 2024
Ich kann es gar nicht glauben, dass die kleine Ida jetzt erwachsen ist.

Eine Lesung mit Caro Wahl kann ich nur empfehlen. Die Veranstaltung in München war richtig toll.
Profile Image for hand.verlesen.
187 reviews24 followers
May 15, 2024
„Windstärke 17" erzählt die Geschichte von Ida, die vor den Problemen in ihrem Leben flieht, nachdem ihre alkoholkranke Mutter gestorben ist. Sie findet Zuflucht bei dem älteren Ehepaar Marianne und Knut auf Rügen, aber bald wird klar, dass sie nicht vor ihren Probleme weglaufen kann. Inhaltlich möchte ich gar nicht mehr verraten, denn meiner Meinung nach verrät der Klappentext bereits zu viel.

Dieses Buch war ein großes Lesevergnügen. Trotz Leseflaute konnte ich es nicht aus der Hand legen. Die Sprache ist einfach, aber nicht flach, die Geschichte gefühlvoll und immer wieder witzig. Schnell entwickelte sich ein Sog und ich rauschte durch die Seiten. Ida wuchs mir schnell ans Herz, sie ist kreativ, warmherzig und stark, aber auch impulsiv, wortkarg und stur. Obwohl es grundsätzlich ein Wohlfühlbuch ist, wird nicht mit düsteren Momente gegeizt. Die Darstellung psychischer Probleme empfand ich als realistisch und einfühlsam. Was „Windstärke 27“ meiner Meinung nach am meisten auszeichnet, ist die große Portion Warmherzigkeit, Alltagsglück und Hoffnung in den Seiten. Nicht alles empfand ich als realistisch, aber das muss es auch gar nicht.

Der traurig-schöne Nachfolger zu „22 Bahnen“ ist absolut geglückt und ich freue mich jetzt schon auf Caroline Wahls nächstes Buch.
Profile Image for Svenja.
122 reviews1 follower
June 2, 2024
Sprachlich überzeugt Caroline Wahl auch in ihrem zweiten Roman. Ich liebe ihre direkte, klare, poetische und prägnante Schreibweise und ihren episodenhaften Erzählstil.

Allerdings bleiben damit für mich auch die emotionalen Bindungen der Charaktere zueinander und deren Entwicklung etwas zu blass und stereotyp. Idas Geschichte plätschert ohne wirkliche Höhen und Tiefen oder Spannungsbogen vor sich hin. 

Dennoch ist das Buch meiner Meinung nach aber schon aufgrund Caroline Wahls Umgang mit Worten absolut lesenswert und gibt einen Einblick in Idas Leben geprägt von Trauer, Schuld, Gewissensbissen und Einsamkeit (aber auch Hoffnung, Verbundenheit und Zugehörigkeit).

Einen nachhaltigen Eindruck wird es aber bei mir aber wohl leider nicht hinterlassen.

3.5
Profile Image for Cantona.
532 reviews
July 24, 2024
Caroline Wahls Lieblingsverben sind eindeutig "brüllen" und "schreien".
Wer hat dieses Buch bitte redigiert? Job verfehlt.
Den Hype kann ich zu 0.0% nachvollziehen.
Profile Image for Rojda.
273 reviews2 followers
December 23, 2024
3.75 Sterne ✨️ Mit 22 Bahnen bin ich nicht richtig warm geworden, doch Windstärke 17 fand ich erstaunlich gut und einfach deutlich besser, als den Vorgänger. Ich konnte mich gut in unsere Protagonistin hineinversetzen und mit ihr mitfühlen.
Profile Image for mia mathilda.
79 reviews35 followers
May 21, 2024

„Windstärke 17“ hat mich komplett aufgesogen. Wie Ida ins Meer, bin ich in ihre Geschichte getaucht, durchgerauscht und wollte garnicht mehr wieder auftauchen. Es war viel schwerer als „22 Bahnen“ - Ida muss mit allen denkbaren Katastrophen umgehen, die dem Menschen potentiell zustoßen könnten. Sie probiert dabei nicht unterzugehen und manchmal ist ja schlichtweg der Versuch nicht unterzugehen auch schon der entscheidende Punkt, „wenn einem Leben grade schwerfällt.“ Caro Wahl schreibt so, wie ich fühle, und deshalb gehen mir all ihre Charaktere wohl auch so nah. Grade bei den Passagen über das Schwesterndasein von Ida und Tilda musste ich so doll weinen, weil Familien eben oft nicht einfach sind und ich das auch kenne. Idas Unvermögen Äußern zu können, dass sie will, dass Tilda für sie da ist und dieses konsequente Wegstoßen ist so schmerzhaft real…
Jetzt kleiner Spoiler, aber den ersten Kuss von Leif und Ida habe ich abfotografiert und meinen besten Freundinnen geschickt, mit den Worten „Ist sowas zu viel verlangt?“ - Lily meinte nur „eigentlich nicht…“ - ich bin so froh, dass Ida und Leif sich gefunden haben. Ich würde so gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbringen. Auch mit Marianne und Knut den Süßis!! Ich liebe an Caros Büchern, dass es immer auch viel um Wahlfamilie und andere enge Zwischenmenschlichkeit geht. Ich mag auch die Kontinuitäten, mit denen sie den Alltag auf der Insel beschreibt. Das Frühstück, welches jeden Morgen gleich auf dem Tisch steht, kann ich mir so bildlich vorstellen, dass ich mir heute Morgen gedacht hab: „Jetzt so ein warmes Aufbackbrötchen mit Eszet-Schnitte mmmhhh.“ Wusste übrigens auch nicht, dass es die auch in weiß gibt.

@deutsche Filmindustrie, bitte bitte macht was aus Caros Büchern;)

Bei mir bleiben aber trotzdem noch ein paar Fragen offen, aber vielleicht gehört sich das auch so..
Was ist Leifs Geschichte?
Wie geht es mit Marianne zu Ende? (Will ich vielleicht auch garnicht wissen..?!)
Wieso ist Samara so entspannt mit Ida? Ich hätte mir solche Sorgen gemacht.. Könnte sie Ida nicht mal auf der Insel besuchen?
Was ist aus den Mädels aus der Jugendherberge geworden?
Wieso sind die familiären Verhältnisse zwischen Mandy und Marianne und Knut so schwierig?
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Profile Image for LeserinLu.
275 reviews26 followers
May 6, 2024
"Windstärke 17" präsentiert eine düstere Fortsetzung zu „22 Bahnen“, die die Leserinnen und Lesern auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt. Im Mittelpunkt des Romans steht dieses Mal Protagonistin Ida. Es sind Jahre vergangen, seit Tilda Ida mit der alkoholkranken Mutter allein zu Hause gelassen hat. Ida hat sich durchgeschlagen, aber der Selbstmord der Mutter, als sie nicht zu Hause ist, wirft sie vollkommen aus der Bahn. Spontan flüchtet sie nach Rügen und lernt dort das ältere Ehepaar Marianne und Knut kennen, bei denen sie Stabilität und Wärme findet. Zusätzlich ist da noch Leif, dem sie ebenfalls näher kommt und der seine eigenen Päckchen zu tragen hat. Doch dann erhält Marianne eine Krebsdiagnose und Ida muss sich dem Umgang mit Angst, Nähe und möglichem Verlust stellen.

Die Sprache von Autorin Caroline Wahl hat mir erneut richtig gut gefallen, sie findet poetische und treffende Metaphern für Idas Gefühle und die Geschichte entfaltet schnell einen Sog. Dieses Mal ist nicht das Freibad der Rückzugsort, sondern die mal als ruhig, mal als stürmisch beschriebene Ostsee, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Ich bin aber unsicher, ob ich den Roman wirklich hätte lesen wollen, wenn ich gewusst hätte, dass Mariannes Krebserkrankung so eine große Rolle spielen würde. Im Vergleich mit 22 Bahnen hat dieses Buch inhaltlich deutlich weniger Leichtigkeit und Hoffnung zu bieten. Am Ende bleibt Vieles offen und auch das Verhältnis zwischen den beiden Schwestern Ida und Tilda bleibt ungeklärt, da Ida ihre Wut auf Tilda selbst nicht näher bestimmen kann.

Insgesamt bietet "Windstärke 17" eine tiefgründige Reflexion über Verlust, Angst und die Suche nach Stabilität. Wer sich auf eine emotionale Herausforderung einlassen möchte und Caroline Wahls poetische Sprache schätzt, sollte einen Blick riskieren, aber Vorsicht walten lassen, denn dieser Roman ist keine leichte Kost.
Profile Image for silja.
65 reviews26 followers
Read
May 25, 2024
Eine leise Liebesgeschichte, die Frage, was Familie eigentlich bedeutet und jede Menge Wut.

Wer mich kennt, weiß, dass »22 Bahnen« ein absolutes Highlight für mich war. Dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen an »Windstärke 17« und sie wurden tatsächlich noch übertroffen!

Gleichzeitig schmerzhaft und hoffnungsvoll schreibt Caroline Wahl über Ida, die nach dem Tod ihrer Mutter Hals über Kopf nach Rügen fährt. Mit einem Wutklumpen im Bauch, dem Flugmodus an, schmeißt sie sich jeden Morgen ins eiskalte Meer, bis die Gedanken leiser werden. Als sie von dem älteren Ehepaar, Knut und Marianne, aufgenommen wird und dann auch noch der anziehende Leif überall auftaucht, beginnt Ida sich Stück für Stück zu öffnen, bevor sie die Realität mit einem Schlag wieder einholt…

Genau wie in ihrem Debüt ist es vor allem Caroline Wahls Schreibstil, der einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt. In ihren knappen Sätzen ist kein Wort zu viel und trotzdem schwingen so viele Gefühle mit, dass Idas Wut beim Lesen fast körperlich spürbar ist. Mit ihren ungefilterten Gedanken und ihrer impulsiven Art, hat Ida mich von der ersten Seite an bewegt und auch die anderen Charaktere sind mir beim Lesen sehr ans Herz gewachsen. Das Ende hat mich in der U-Bahn weinen lassen, weil es gleichzeitig so traurig und so schön ist, dass man gar nicht möchte, dass es endet.

Wenn ihr diesen Sommer nur ein Buch lest, dann dieses. Eine riesige Leseempfehlung!
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